Wer spenden will, richtet sich meistens an große karitative Einrichtungen wie die Caritas oder Licht ins Dunkel. Im Winter gibt es Hilfspakete für Obdachlose und nicht mehr getragene Kleidung wandert bestenfalls in einen Sammelcontainer, damit sie an hilfsbedürftige Menschen weitergegeben wird. Aber wer hätte daran gedacht, dass man neben Geld, Kleidung und Haushaltsartikel auch Strom spenden kann?
Genau das ermöglichen die Gewinner:innen des Get active Social Business Award 2023 „Energiegemeinschaft Österreich“. Mit einer unkomplizierten Anmeldung auf ihrer Website ermöglichen sie es Haushalten mit privaten Photovoltaik-Anlagen ihren überschüssigen Strom ganz einfach an jene Haushalte zu spenden, die ihre Energiekosten nicht decken können.
Die Tatsache, dass wir in einem der reichsten Länder der Welt leben, rettet nicht vor Armut. In Österreich gelten laut den aktuellsten Zahlen der Statistik Austria 2023 17,7 % der Bevölkerung als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Das sind rund 1.340.000 Menschen, so viele wie die Bevölkerung Kärntens und Tirols zusammen. Viel zu viele Menschen stehen regelmäßig vor der Frage, wie sie die nächsten Rechnungen bezahlen sollen. Besonders die Energiepreise sind in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen, was für manche Österreicher:innen existenzgefährdend sein könnte. Nicht zuletzt aus diesem Grund, sucht der GASBA Jahr für Jahr innovative Projekte und Unternehmen, die sich solchen Problemen annehmen.
Wir haben uns mit Matthias Nadrag, der treibenden Kraft hinter „Energiegemeinschaft Österreich“ über sein Projekt und darüber, wie man selber Teil dieser Energiegemeinschaft werden kann, unterhalten.
MN: „Mit demselben Spruch, den ich aus dem Kindergarten mitgenommen habe: „Teilen, teilen, das macht Spaß. Wenn man teilt, hat jeder was!“. Die Energiegemeinschaft zahlt genau in dieses Thema ein, etwas gemeinschaftlich zu nutzen und weiteren Personen und Haushalten zur Verfügung zu stellen.“
MN: „Falls es noch nicht reicht, dass man seinen Strom unabhängig produzieren und nutzen kann, sollte die einfache Möglichkeit, überschüssigen Strom an bedürftige Haushalte abzugeben, der letzte Schubser in Richtung Umstieg sein.“
MN: „In unserer Branche, der Energiewirtschaft, ist nichts beim Alten geblieben, die Rahmenbedingungen ändern sich laufend. Als wir im November 2023 gewonnen haben waren die Einspeisetarife für Photovoltaikanlagen noch relativ hoch. Jetzt hat sich das völlig gedreht. Das Einspeisen kostet jetzt viel weniger, was für uns wiederum ein Gewinn ist, da es jetzt noch einfacher und günstiger ist, seinen überschüssigen Strom herzuschenken. Außerdem hat sich die Bekanntheit der Energiegemeinschaft Österreich sehr verbreitet. Wir sind seit dem Get active Social Business Award 2023 mit mehreren großen Hilfsorganisationen und Unternehmen in Kontakt, die unser Vorhaben unterstützen wollen.“
MN: „Eigentlich braucht man nur die Zählpunktnummer der eigenen Erzeugungsanlage. Die 33- stellige Zahl findet man auf der Abrechnung der Einspeisung. Und dann kann man sich mit wenigen Klicks auf unserer Plattform registrieren und Teil dieser Energiegemeinschaft werden und seinen Überschuss zur Verfügung stellen. Und mit aktuellen technischen Neuerungen ist es seit Kurzem obendrein möglich, nur einen kleinen Anteil des eigenen Überschusses zu spenden. So kann man zum Beispiel nur 5 % statt 100 % verschenken, was besonders für große Erzeugern eine entscheidende Rolle spielen wird.“
MN: „Es hilft uns schon, wenn viele Menschen von dem Projekt wissen. Sollte jemand zusätzlich einen guten Draht zu großen Erzeugungsanlagen haben, darf man uns auch gerne kontaktieren! Schließlich beschränkt sich die Technologie nicht nur auf private Photovoltaik-Anlagen, auch größere Erzeuger wie Wasserkraftwerke oder Windparks könnten ihren überschüssigen Strom theoretisch weitergeben. Zusätzlich arbeiten wir auch gerade an einer Möglichkeit, um uns finanziell zu unterstützen, auch wenn man keine eigene Photovoltaik-Anlage hat. Updates dazu findet man auf unserer Website, LinkedIn und Facebook!“
MN: „Ich glaube es macht bereits ab dem Zeitpunkt Sinn, an dem man überzeugt ist, dass das eigene Projekt oder Unternehmen nicht nur eine kleine Idee ist, sondern einen großen Impact haben kann. Wenn es einen Mehrwert für einen benachteiligten Teil der Gesellschaft generiert, dann sollte man auch einreichen. Denn gute Ideen brauchen eine große Bühne.“
MN: „Es ist wichtig, dass man hinter dem eigenen Projekt steht und davon überzeugt ist und letztendlich auch das notwendige Know-How hat, das tatsächlich umzusetzen. Es reichen hunderte andere motivierte Personen und Unternehmen ein, gegen die man sich behaupten muss. Aber daran erkennt man dann auch, wer sich schon länger und intensiver mit seinem Vorhaben auseinandergesetzt hat. Dann sind auch die konstruktiven und kritischen Fragen vom Advisory Board im Finale kein Problem mehr und dem Gewinn steht eigentlich nichts mehr im Wege!
Aber wenn man es auch „nur“ ins Finale schafft, möchte ich dazu sagen: Der ganze Award ist eine super Erfahrung, besonders das gemeinsame Coaching Wochenende ist ein tolles und hilfreiches Erlebnis. Ich bin nach wie vor mit vielen anderen Teilnehmer:innen in Kontakt, man tauscht sich aus und gibt sich gegenseitig nützliche Tipps und Empfehlungen. Egal ob man noch am Anfang mit seiner Idee steht.
Wir haben bereits dort schon unglaublich viel für die Energiegemeinschaft Österreich mitnehmen können und empfehlen allen, die eine innovative Idee haben, beim Get active Social Business Award 2024 mitzumachen!“
Das Ausschreiben zum Get active Social Business Award 2024 ist bereits eröffnet und bis 31.07.2024 können Projekte eingereicht werden. Details zur Einreichung findest du hier.